Sprachkurs und Freiwilligenarbeit - Kapstadt - Michaela

3 Monate Südafrika, ein Sprachkurs und zwei Volunteer-Projekte veränderten das Leben von Michaela (40 J.)

Mitte 2015 war ich auf der Suche nach einem neuen Job. Seit meinem sechzehnten Lebensjahr bin ich arbeiten gegangen und hatte irgendwie nie die Zeit für eine Auszeit oder einfach mal für mich. Nachdem ich immer schon einmal richtig Englisch lernen wollte, beschloss ich, jetzt diese Auszeit zu nehmen, die Sprache zu lernen und dabei etwas zu erleben.

Nach einiger Recherche fiel meine Wahl dann auf die Carl Duisberg Centren und Südafrika, Kapstadt. Das Visum für Touristen besagt, dass man 3 Monate im Land bleiben darf und so war schnell klar, dass ich 7 Wochen die Sprachschule in Kapstadt besuchen, dann für 3 Wochen in einem Freiwilligen-Projekt arbeiten und anschließend noch etwas Urlaub machen wollte. Die Planung und Buchung über die Carl Duisberg Centren verlief total unkompliziert und alle Fragen wurden immer geduldig beantwortet. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Frau Pressentin – super!!

Ich hatte noch nie vorher so etwas gemacht, und so war ich ziemlich nervös. Was, wenn mein Englisch nicht gut genug war und ich im Unterricht nicht mitkam, weil ich doch schon 40 war? Die haben ja sogar Linksverkehr! Mit diesen vielen Gedanken in meinem Kopf stand ich eines Tages am Flughafen München. Ich hatte alle nötigen Impfungen, hielt meinen neuen Reisepass in Händen und war nun auf dem Weg, für 3 Monate ins Unbekannte zu gehen.

Alle meine Befürchtungen waren unbegründet! Von der ersten Minute an wurde ich herzlich willkommen geheißen! Ich wurde schon am Flughafen von einem breit lächelnden, netten Fahrer mit einem großen Schild empfangen. Er brachte mich und noch zwei andere neue „Studenten“ zu unseren Gasteltern. Diese empfingen mich dann wiederum ebenfalls mit einem ganz herzlichen „Welcome to South Africa and Cape Town!“ und boten mir (ganz britische Tradition) sofort eine Tasse Tee an.

Ich bekam ein eigenes, schönes Zimmer und erfuhr, dass noch eine andere Studentin aus der Schule im Haus wohnte. Auch sie hatte ein eigenes Zimmer und gemeinsam teilten wir uns ein Badezimmer. Alles sehr schön und ruhig gelegen. Meine Gasteltern packten mich nach dem Tee gleich ins Auto, um mir in einer Rundfahrt Kapstadt zu zeigen. So fuhren wir in die City und einmal rund um den Tafelberg und ich bekam einen ersten Eindruck, wo ich nun die nächsten Wochen verbringen würde. Ich dachte mir nur: Wow – was für eine Stadt!!

Der Weg zur Schule war schnell erklärt und so marschierte ich mit meiner Mitbewohnerin am Montagmorgen zur Schule. Auch hier wurde ich super freundlich empfangen und gleich zu einem mündlichen Einstufungsgespräch gebracht. Es stellte sich heraus, dass ich recht gut war und die Lehrerin meinte, sie könne mich in die nächst höhere Gruppe stecken. Ich solle es einfach probieren, wechseln könne ich immer.

Gesagt, getan und so fand ich mich mit sechs anderen, jüngeren Mitstudenten in einem Klassenraum wieder. Alle Lehrer waren zu jeder Zeit sehr hilfsbereit, und die Atmosphäre während des Unterrichts war immer locker und entspannt. Mein Alter war nie auch nur annähernd ein Problem.

Die Lehrer halfen mir bei Fragen oder Problemen, gaben mir extra Übungen, wenn ich (oder sie) das Gefühl hatten, dass ich noch etwas brauchte. Sie schafften es, immer eine perfekte Balance zwischen Grammatik, Lesen und Sprechen zu schaffen. Vokabeln wurden meist am Ende der Woche mit verschiedensten Spielen wiederholt und die ganze Klasse hatte eine Unmenge Spaß.

Da jede Woche Studenten gingen und neue dazu kamen, wurde es auch nie langweilig. Auf diese Weise lernte ich Menschen aus der ganzen Welt kennen: Mexiko, Angola, Mauritius, Schweiz, Frankreich, Korea – um nur einige zu nennen. Vormittags wurde meist die Grammatik anhand eines Schulbuches bearbeitet und nachmittags stand Sprechen, Hören und Verstehen im Vordergrund.

Hier haben wir alles gemacht: Diskutiert, was wir denken, was das Beste und Schlechteste in unserem Heimatland ist oder haben wir Brauchtum und welches? Wir haben Spiele gespielt wie „Tabu“ oder „Trivial Pursuit“ (natürlich in Englisch) oder auch mal einen Film angesehen. Übrigens lag die Lehrerin am Anfang richtig: Ich fühlte mich im nächst höheren Level wohl und blieb auch dort.

Die Schule bot täglich und am Wochenende Ausflugstouren an. Hier machte ich fast alles mit, was ging. Auf diese Weise habe ich dann alles Sehenswerte in und um Kapstadt besichtigt: Vom Tafelberg über die Waterfront, das neue Fußball-Stadion, Hermanus Bay bis zum Kap der guten Hoffnung. Fantastisch!

Meine Gasteltern waren während der ganzen Zeit immer für mich und die andere Studentin da. Ob ich zum Arzt musste, weil ich noch eine Impfung brauchte oder Susan ihren Geburtstag mit ein paar Freunden aus der Schule feiern wollte: alles kein Problem. Täglich wurden wir gefragt, wie unser Tag war, was wir gemacht hatten und so musste ich auch außerhalb der Schulzeit reden, reden, reden. Wenn ich zu grobe Fehler machte, verbesserten sie mich, und so lernte ich dann auch viele nützliche Wörter aus dem Alltag.

Ob Familienfeiern oder ein Winetasting – wir waren immer dabei und so fühlte ich mich nicht nur als irgendeine „Studentin“, die kommt und geht, sondern von Anfang an ein Mitglied der Familie. Ich hatte nie Heimweh und die Zeit verging im Flug. Als ich dann nach 7 Wochen wieder am Flughafen in Kapstadt stand, um die Freiwilligenarbeit anzutreten, ging ich mit gemischten Gefühlen. Ich wollte wahnsinnig gerne noch länger bleiben, andererseits aber auch mein nächstes Abenteuer beginnen.

Am Flughafen in Port Elizabeth wurde ich bereits von Meagan erwartet, die typisch für Ranger in khakifarbenen Hosen, Stiefeln und mit einem großen Hut, dastand und mich entwaffnend anlächelte. Eigentlich erwartete ich jetzt, dass bereits draußen vor der Tür irgendwo Löwen und Giraffen rumlaufen würden. Im Jeep brachte mich Meagan zur Volunteer-Unterkunft im Amakhela Nature Reserve und beantwortete geduldig alle Fragen, die ich hatte.

Die Unterkunft war sehr gemütlich, familiär und komfortabler, als ich dachte. Als ich ankam, waren wir vier Volunteers aus Deutschland, Frankreich und England. Eine Woche später gingen zwei und eine neue aus Kalifornien und eine andere aus Spanien kam. So waren wir immer eine gemischte Truppe und hatten viel Spaß zusammen.

Die Lebensmittel wurden gestellt und wir kochten jeden Abend gemeinsam in der großen Küche. Von der Vegetarierin lernte ich, was man alles mit Couscous machen kann, und die Spanierin zauberte ein leckeres Lamm-Tajine. Ich wurde (jetzt nicht lachen) berühmt für meine Pfannkuchen mit Apfelmus. Die Abende waren meist geprägt von Diskussionen über den Tag oder verschiedenen Kartenspielen, bis wir todmüde ins Bett fielen.

Am Beginn jeder Woche bekamen wir von unserem Volunteer-Coach einen Überblick, was die Woche geplant war. Geplant, wohlgemerkt. Meist kam irgendwann irgendetwas dazwischen und wir mussten spontan umdisponieren. Mal war es das Wetter, das uns einen Streich spielte, mal ein platter Reifen. Aber so ist das nun mal.

Die Aufgaben waren so vielfältig und verschieden wie die Projektbeschreibung vorhergesagt hatte. Einige Tage waren wir den ganzen Tag nur im Jeep im Busch unterwegs: Ein Cape-Mountain-Zebra mit Fohlen suchen, um zu sehen, ob es ok ist; Zählen von Tierherden; Ortung und Suchen der Löwin oder der Gepardin mit ihren Jungen, um zu sehen, wo sie sich aufhalten, in welche Gebiete sie und vor allem wie weit sie täglich wandern.

An anderen Tagen waren wir damit beschäftigt, junge Bäume und Büsche entlang der Grenze zur Bundesstraße zu pflanzen, als Sichtschutz für die Tiere. Oder, um mit 5l Wasserkanistern die neu gepflanzten Bäume und Sträucher zu wässern. Wobei wir das Wasser aus einer entfernten Wasserzisterne holen mussten. Am Ende habe ich alle „Big 5“ – Nashorn, Elefant, Giraffe, Büffel, Löwe – und mehr in einer atemberaubend schönen Natur gesehen.

Im Tagesheim für Fast-Waisenkinder arbeitete ich immer zwei Tage die Woche. Alle diese Kinder haben keine Eltern mehr aufgrund von Aids/HIV. Viele leben bei den Großeltern oder Verwandten und diese sind schlichtweg zu alt oder überfordert mit ihren eigenen Kindern. Normalerweise landen viele solcher Kinder irgendwann in Gangs oder auf der Straße.

In diesem Tagesheim, das eine Organisation des Naturreservates ist, bekommen diese Kinder die Chance, in einen Kindergarten zu gehen oder nach der Schule eine Bleibe zu haben. Sie erhalten dort Hilfe bei der Hausaufgabe, bekommen eine warme Mahlzeit und haben so die Chance, ein einigermaßen geregeltes Leben kennen zu lernen. Spielen und Herumtollen durften natürlich nicht fehlen.

Eines unserer Projekte dort war zum Beispiel, die Giebelwand des Kindergartenhauses zu bemalen. Mit Hilfe der Kindergärtnerin fanden wir heraus, was die Kinder gerne hätten und gestalteten dann die Wand mit einer riesigen Schlange, einem Baum und hohem Gras.

Einer meiner spektakulärsten Momente war beim Sonnenaufgang nach einer Nacht im Busch, als wir durch den Bodennebel hindurch 16 Elefanten aus dem Gebüsch kommen sahen. Sie liefen gemächlich in einer Reihe am Fluss entlang – wie in Disneys „Dschungelbuch“ – bevor sie wieder verschwanden. Sie waren höchstens 10m vom Jeep entfernt und wir hörten nichts! Wir wussten nicht einmal, dass sie da waren, bis sie aus dem Gebüsch kamen. Ich kann bis heute nicht glauben, dass so viele Elefanten kein einziges Geräusch machen! Unglaublich. Und unglaublich schön!

Jeder Tag war unterschiedlich und sehr interessant! Ich habe eine Menge gelernt über Natur- und Tierschutz generell und in Südafrika. Ich habe gesehen, wie wichtig es ist, unsere Natur und Tierwelt zu schützen – und dabei spielt es keine Rolle, welches Land es ist. Es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen, für unsere Kinder. Wir haben nur diese eine Welt!

Ebenso hat mir die Arbeit im Kinderheim gezeigt, dass die Freiwilligenarbeit in diesem Projekt genau das Richtige war. Wenn ich auch nur einen kleinen Beitrag leisten konnte, so habe ich mit dem einfachen Bemalen einer Hauswand ein Lächeln und Staunen auf viele Kindergesichter gezaubert – das war es wert!

Wenn ihr darüber nachdenkt, solch eine Freiwilligenarbeit zu machen oder einfach nur einmal einen etwas anderen „Urlaub“ verbringen, etwas Sinnvolles tun wollt und Natur, Tiere und Kinder mögt – dann seid ihr hier genau richtig! Macht es! Ihr werdet es nicht bereuen.

Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass man in Südafrika ist und nicht zu Hause. Man sollte keine komplett klinisch saubere Unterkunft erwarten. Wenn durch die Küche mal eine Kakerlake läuft, heißt das noch lange nicht, dass hier alles vor Dreck steht. Es heißt nur, dass das Haus keinen Keller hat, direkt auf der Erde gebaut ist und es in Südafrika eben Kakerlaken gibt und die eben gerne ins Haus laufen. Nicht mehr und nicht weniger.

Auch sollte man die Arbeit mögen. Wer denkt, einen ganzen Tag lang im offenen Jeep zu sitzen und nach Tieren Ausschau zu halten sei „chillig“, der sollte sich die Frage stellen, ob er das auch noch bei Regen und Wind so findet. Oder lieber bei 30°C runterbrennender Sonne mit Schaufel und Hacke ein Loch für einen Baum ausheben will.

Ich habe festgestellt, dass das alles kein Problem ist, wenn man sich darauf einlässt und sich bewusst macht, dass man gemeinsam etwas bewirken kann und Spaß dabei hat. Und den hatten wir! Zu jeder Zeit. Im kältesten Wind, mit Regen und bei 35°C Sonne. Was nicht passend war, haben wir Volunteers mit unserem Coach uns passend gemacht. Danke an Eiben, Cathlyn, Lila, Henri und Becci: Es war toll!

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich verdammt viel Neues gelernt habe und sich meine Sprache sowie mein Hören deutlich verbessert haben. Jetzt verstehe ich einen Kinofilm in englischer Sprache! Wenn jemand überlegt, Englisch zu lernen über eine Sprachreise, dann kann ich nur sagen: Geht mit den Carl Duisberg Centren nach Kapstadt!

Ich weiß, ich werde dieses unglaubliche Land, die warmherzigen und extrem freundlichen Menschen – und natürlich das gute Essen – niemals vergessen und würde es sofort wieder tun! Diese Reise hat mein Leben verändert und seit ich wieder zu Hause bin, vermisse ich nicht nur die Sonne…

zurück